Dienstag, 15. November, noch vier Tage bis zur Landesmeisterschaft. In der Halle in der Otto-Fleck-Schneise beim Deutschen Turnerbund brennt das Licht. Heute stehen zweieinhalb Stunden Training auf dem Programm des Senior AllGirl 6-Teams. 19.30 Uhr ist Trainingsstart. Saskia, aktiv im Senior AllGirl 6-Team und Eric, aktiv in dem Senior Coed 3-Team, sind schon früher da. Sie geben im Interview einen Einblick in ihre Sportart, die Landesmeisterschaft und ihre Trainingsabläufe.
Fangen wir doch mit einer ganz klassischen Frage an, wie seid ihr zum Cheersport gekommen?
Saskia: Ich habe bereits während meiner Schulzeit angefangen, allerdings noch bei einem anderen Verein und bin damals durch eine Schulfreundin dazugekommen. Bei uns im Verein gab es ein paar Überwerfungen und dann haben wir uns nach einem Neuen umgeschaut. So bin ich damals zur Eintracht gekommen. Als ich angefangen habe, gab es nur ein Senior-Team, heute sind wir mehr als 150 Aktive und haben im Senior-Bereich drei Mannschaften.
Eric: Bei mir war es mehr oder weniger Zufall. 2017 bin ich für das Studium nach Hessen gezogen. Ich habe schon Tennis gespielt, Parcour, Schwimmen, Fechten, MMA und Volleyball ausprobiert. Also ich war schon immer offen für neue Sportarten. Im Rahmen des Uni-Sports konnte man sich unter anderem auch für Cheerleading eintragen. Auf dem Zettel stand die Botschaft „Jungs, das ist nicht der Sport, den ihr aus Serien kennt, wir brauchen euch und kommt vorbei“. Ich bin einfach zum Probetraining gegangen und seitdem bin ich dabei. Nach zwei Jahren wollte ich mehr als immer nur mit neuen Leuten an den Basics zu schrauben und mich schneller verbessern. Deswegen bin ich im Sommer 2020 zur Eintracht gekommen und trainiere seit Herbst 2021 intensiv.
Könnt ihr uns die Faszination Cheersport erklären?
Saskia: Die Kombination aus so vielen Dingen macht es aus. Cheersport ist nicht nur Turnen, auch die Sprünge, Schrauben und Stunts machen es zu etwas Besonderem. Der Sport ist sehr vielfältig. Das Wichtigste für mich ist aber, dass es ein echter Mannschaftssport ist und echt zusammenschweißt.
Eric: Da kann ich Saskia vollkommen zustimmen. Der Teamgeist ist unfassbar. Du findest in keiner Sportart einen solchen Zusammenhalt wie bei uns. Du musst dich zu 100 % auf deine Teammates verlassen können. Das hat mir bei anderen Sportarten oft gefehlt.
Wenn du bis acht zählen kannst, kannst du Cheerleading machen.
Eric
Was braucht man, um Cheersport machen zu können?
Saskia: In der Offseason viel Krafttraining und sportspezifisches Krafttraining. Stützkraft, Squads, Langhanteltraining, aber auch Konditionstraining.
Generell kann man Cheerleading aber betreiben, ohne vorher etwas Spezielles gemacht zu haben. Also man muss vorher kein überragender Turner gewesen sein oder sonst irgendwelche Fähigkeiten mitbringen. Man muss seinen Körper kennen und einen guten Gleichgewichtssinn haben.
Eric: Das erste Mal, als ich ein Rad machen musste, war katastrophal, ist heute übrigens immer noch so. (lacht)
Aber die spezifischen Übungen nehmen viel Zeit in Anspruch. Also beispielsweise, wie halte ich den Fuß meiner Partnerin richtig, damit sie die größte Auflagefläche hat. Aber bei uns Jungs wird auch Fokus auf Partner-Stunts mit den Flyern gelegt.
Wie sieht es mit Rhythmus aus?
Eric: Wenn du bis acht zählen kannst, kannst du Cheerleading machen. Natürlich muss man seine Counts konstant halten und auf den Beat achten, aber man muss kein Tänzer sein um Cheersport zu machen.
Saskia: Wir haben tatsächlich für jede Bewegung einen Count. Wie Eric schon gesagt hat, wir zählen und dadurch weiß jeder, wann er oder sie an welcher Stelle sein muss.
Werden für die Meisterschaften immer wieder neue Übungen einstudiert oder habt ihr ein gleichbleibendes Programm?
Saskia: Es ist keine Pflicht, aber die Jury ist schon sehr streng. Die Tipps, die wir im letzten Jahr bekommen haben, wollen wir natürlich dieses Jahr umsetzten. Deswegen wird jedes Jahr komplett neu trainiert und neue zweieinhalb Minuten auf den Hallenboden gebracht.
Wie entsteht die Choreo?
Eric: Der Trainer setzt sich am Anfang der Saison hin und überlegt sich, welche Elemente gut aussehen könnten, stellt die Choreo zusammen und sucht die Musik aus. Und dann entsteht ganz unromantisch ein Excel-Sheet, wo die jeweiligen Positionen mit dem dazugehörigen Count eingetragen werden. Das Team versucht das umzusetzen und dann wird gefeilt und geschaut, was funktioniert und was vielleicht noch einmal geändert werden muss. Der Coach orientiert sich dabei auch an dem Bewertungsbogen der Jury.
Im vergangenen Jahr sind bei der Landesmeisterschaft acht Eintracht-Mannschaften angetreten und alle haben es aufs Siegertreppchen geschafft. Was sind eure Ziele für dieses Jahr?
Saskia: Ohne überheblich zu klingen, das Podest ist von vornherein sicher. Das liegt aber einfach daran, dass in unserem Level nur zwei Teams antreten. Dadurch, dass es bei der Landesmeisterschaft nicht so viele Teams gibt, sind die Platzierungen nicht so hoch zu bewerten. Etwas anders sieht es da schon bei dem Team aus, was ich selbst trainiere (Senior Allgirl 4). Hier treten fünf Teams an und das klare Ziel lautet Podest. Bei der Landesmeisterschaft werden auch oft etwas leichtere Übungen gezeigt, weil die Jury sehr penibel darauf achtet, dass die Ausführung perfekt ist. Denn für jede Hand auf dem Boden oder herunterfallen gibt es Minuspunkte.
Eric: Bei der Landesmeisterschaft geht es in erster Linie darum, sich für die Regionalmeisterschaften zu qualifizieren. Es ist meine erste Landesmeisterschaft und daher gibts für mich gar keine andere Option, als das Ding auch zu gewinnen. Zudem hat meine Mutter an dem Tag Geburtstag und ihr würde ich schon gerne die Meisterschaft schenken. Aber Qualifizieren ist die erste Priorität. Um Platzierungen geht es dann bei der Regional- und Deutschen Meisterschaften.
Und dann geht es für die beiden auch schon in die Halle. Saskia geht direkt auf die Matte und trainiert mit dem Team wieder und wieder die Abläufe. Die Musik startet, es wird gezählt, gebaut, gesprungen. Es gibt kleinere Stürze, aber die Athletinnen des Senior AllGirl 6 ziehen an diesem Tag zweieinhalb Stunden Training durch. Alles mit dem Ziel, auf der bevorstehenden Landesmeisterschaft ihr Bestes zeigen zu können. Für Eric steht an diesem Tag kein Training an, er feuert an und unterstützt mit Absicherung bei schweren Übungen. Er wird mit seinem Team einen Tag später trainieren, um sich optimal auf seine erste Landesmeisterschaft vorzubereiten.
Cheersport-Landesmeisterschaft Hessen
Morgen gilt es für die Eintrachtler:innen, wenn die Landesmeisterschaft in der August-Schärttner-Halle in Hanau um 11.00 Uhr startet. Resttickets gibt es hier.
Wer die Landesmeisterschaft von Zuhause aus verfolgen möchte, kann dies per Livestream tun.